Die Erich Kästner-Schule steht außer Frage auf sehr geschichtsträchtigem Boden.
Wir dürfen mit Recht annehmen, dass nach der an Spuren reichen Römerzeit das ehemalige Zehnthof-Gelände bereits einer der vielen Versorgungsstützpunkte der Karolinger war. Das bedeutet, dass möglicherweise auch Karl der Große, der bekanntlich in seiner 45-jährigen Regierungszeit etwa 70 000 km zu Pferd zurücklegte, einmal über unseren „Schulhof“ gegangen oder gar geritten ist.
Um 860 erhielt das Benediktiner-Kloster Bleidenstadt dieses große Königsgut mit dem Recht, den Zehnten der Schiersteiner Bevölkerung abzuverlangen.
1803 fiel das Gut schließlich an den nassauischen Fiskus, bis es von 1906 an für 50 Jahre der Firma Söhnlein gehörte. Danach erwarb es die Stadt Wiesbaden.
In der Zwischenzeit hatten 1926 die Stadtgemeinde Wiesbaden und die Landgemeinde Schierstein die Vereinigung vollzogen, wobei der Schiersteiner Hafen eine gewichtige Rolle als Wirtschaftsfaktor spielte.
Heute dient dieser Hafen mit seiner ganzen Attraktivität nahezu ausschließlich dem Sektor „Freizeit“. In unmittelbarer Nähe dieses Hafens wurde dann auf dem Gelände des ehemaligen Zehnthofs am 14. Oktober 1970 feierlich die Erich Kästner-Schule als Haupt- und Realschule eingeweiht. Höhepunkt dieser Feier war die Anwesenheit des Namensgebers Erich Kästner und damit begann die Geschichte der Schule.
Unsere Schule war im besten Sinne des Wortes in den ersten zwei Jahrzehnten eine Stadtteilschule, die den Kindern der Schulgemeinde einen Lernort bot, der sie in hohem Maße qualifizierte für die Karriere in einem Ausbildungsberuf oder für die an weiterführenden Bildungseinrichtungen. Die Erich Kästner-Schule war die Schule der Schiersteiner und war somit getragen von einem hohen Maß an gegenseitiger Achtung und Wertschätzung. Dies hatte in kaum glaublicher Weise Identität stiftende Wirkung.
In der folgenden Zeit veränderte sich das Elternrecht dahingehend, dass Eltern, unabhängig von ihrem Wohnort, darüber entscheiden konnten, wo ihre Kinder beschult werden sollten. Dies führte dazu, dass unsere Schule in zunehmendem Maße ihren „ortstypischen“ Charakter verlor. Die Erich Kästner-Schule meisterte auch diese Hürden und verstand es, das neue Anforderungsprofil in adäquater Weise erfolgreich umzusetzen. Als verbundene Haupt- und Realschule ist sie weiterhin fester Bestandteil des Wiesbadener Schullebens.